Psychologie des Perpetuum Mobiles? Gibt es die? Besser gefragt: Warum ist die Idee so faszinierend? Was fällt an den überlieferten Geräten auf? Ein paar kursorsiche Betrachtungen zum Horizont.
Ein nüchterner Mensch nimmt den sogenannten "Satz von der Erhaltung der Energie" zur Kenntnis, lernt ein wenig Physik in der Schule und akzeptiert das Gesagte. Die braven Biedermänner machen ihren Trott, und viele werden ordentliche Ingenieure und Wissenschaftler. Über das Perpetuum Mobile lächeln sie.
Einige sind mit dem, was sie in der Schule lernen, unzufrieden. Manche erfinden Perpetua Mobilia. Warum? Ein paar Motive, die immer wieder genannt werden:
Wir sehen: von technischer Naivität bis hin zur handfesten Betrugsabsicht reicht das Spektrum, warum jemand Perpetuum Mobiles baut.
Und dann gibt es noch andere. Sie erfinden keine Maschinen. Aber sie sind gerne bereit, in Technologien zu investieren. Ihre Motive sind höchst unterschiedlich.
Allen ist gemein, daß die Idee der dauerhaft laufenden Maschine, die noch dazu nutzbringende Arbeit verrichtet, eine enorme Attraktivität hat.
Die Verschwörungstheoretiker, die hinter jeder gescheiterten Perpetuum-Mobile-Erfindung einen Unterdrückungsmechansmus des Establishments vermuten, sind eine Erwähnung wert. Die Hauptsätze der Thermodynamik wurden erfunden, um den Fortschritt zu unterdrücken! Jeder, der sich dagegen auflehnt, wird mundtot gemacht! Das gibt dann herzerfrischende Bemerkungen wie diese, die aus The Adams Motor Page stammt:
"INVENTORS BEWARE!
In 1978 Mr. Adams discovered that inventors of machines or devices of
high energy efficiency capability ("Free" Energy) are not only refused patents,
but that in most cases, their inventions are classified under the "Military
Use Clause", which is, of course, international. The fact that there is an established mechanism to suppress energy inventions of this nature has been a closely guarded secret for many years. Many inventors have made such claims, but the general public remain oblivious to the fact that they are being deprived of clean and free energy by organizations that would rather make money and hold power over the public, that allow such technology to become widely available. Yet another example of the abuse of power. (No pun intended.)" |
Dem wäre hinzuzufügen:
Wer die Konzepte aufmerksam gelesen hat, wird vielleicht nachgedacht haben, warum sich Perpetuum Mobiles in Klassen unterteilen lassen: entsetzlich einfache und entsetzlich komplizierte.
Warum sind einfachste Perpetua Mobilia immer wieder anzutreffen? Warum immer
wieder Abwandlungen des arabischen Perpetua Mobilia, warum immer wieder falsch
verstandene Anwendungen von Hebelgesetz, Magnetkraft, Auftrieb,
Kapillarwirkung?
Keine der möglichen Erklärungen ist für die Erfinder
schmeichelhaft.
Ein intensiveres Studium der Patente, die für solche Maschinen beantragt (und nicht gerade selten genehmigt) wurden, zeigt in der überwiegenden Mehrzahl Varianten weniger Grundideen. Die Anzahl wirklich origineller Einfälle ist verschwindend gering.
Die Erfinder der komplizierten Maschinen erfinden komplizierte Maschinen, weil sie wissen, daß die einfachen schon probiert wurden und nicht funktionieren.
Manche Perpetuum-Mobile-Erfinder sind von ihrer Idee so überzeugt, daß diese Überzeugung in Sendungsbewußtsein ausartet. Ob dies echt oder nur gespielt ist, um Sponsorengelder einzusammeln, spielt keine Rolle. Wer seine Konstruktion als "von Gott eingegeben" betrachtet, wer auf die Aufforderung, ein funktionierendes Gerät zu zeigen, antwortet, daß man nur glauben muß, oder zu beschränkt ist, die Theorie zu verstehen, der ist ein Dogmatiker. Es ist zwecklos, mit solchen Leuten zu diskutieren. Es ist zwecklos, andere, die den Scharlatanen Geld hinterherwerfen wollen, mehrfach zu warnen. Sie haben ihren Verlust selbstverschuldet und und das nicht ganz unverdient.
Was die Dogmatiker zugleich lächerlich macht ist das von ihnen verwendete Vokabular. Nichts weniger denn Weltformeln, die Infragestellung von Galiliei, Einstein und Newton zugleich, die kostenlose Energie für alle auf der Welt, das sind die kleinsten Ansprüche. Kommt noch eine dicke, pseudowissenschaftliche Argumentationspampe dazu, wird die Angelegenheit vollends zum Gaudium.
Es ist ganz einfach, ein funktionierendes Perpetuum Mobile auf dem Papier abzubilden. Wenn dies ein Meister wie M.C. Escher macht, kommt etwas zustande, dessen Faszination man sich nur schwer entziehen kann. Betrachten wir den berühmten Wasserfall ein klein wenig genauer!
Auf den ersten Blick überwiegt der Überraschungseffekt. Dieses
Perpetuum Mobile beruht, im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Maschinen,
auf einer Sinnestäuschung. Jedes Detail für sich genommen, ist
in der perspektivischen Darstellung absolut in Ordnung. In jedem Teilkanal
fließt das Wasser, wie es sich gehört, abwärts. Das Wasserrad
wird ganz konventionell von eine Wasserfall angetrieben. Als Ganzes ist die
Konstruktion auf den zweiten Blick "schief", ungewohnt. Die Augen sehen etwas,
was das Gehirn nicht in die eintrainierten Schemata umsetzen kann. Es sei daran erinnert, daß es viele Arten gibt, die Welt darzustellen. Unserer westlichen Sehweise stehen andere gleichberechtigt gegenüber. Wer kennt nicht die strikten Parallelperspektiven der japanischen Holzschnitte? Wer hat sich noch nicht über die seltsamen Perspektiven und vemeintlich unproportionieren Personendarstellungen in alten Handschriften gewundert? Diese Sichtweisen sind nicht falscher oder richtiger als unsere - nur anders. |
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Stand: 13.09.2003 / |
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