Dieser Text beschreibt die Verwendung der japanischen Schrift ausgehend von
dem uns Europäern einfachsten Zugang, der Romanisierung. Anschließend
werden die Silbenschriften Hiragana und Katakana vorgestellt, und danach
die Kanji.
Historisch sieht die Welt anders aus. Die japanische Sprache war bis zur
Ankunft buddhistischer Mönche im 6. Jhdt. überhaupt nicht
verschriftet. Aus den Kanji, die die Mönche aus Korea (und dem Ursprungsland
China) mitbrachten, wurden im 11. Jhdt. die beiden Silbenschriften
entwickelt. Erst sehr spät erfolgte die Romanisierung, d.h. die Wiedergabe
durch lateinische Schrift, um Ausländern das Lesen und Erlernen der
japanischen Schrift und Sprache zu erleichtern.
Verschiedene Schriftreformen führten zur Verwendung der Schrift, wie
sie aktuell ist und hier vereinfacht und summarisch vorgestellt wird.
Obwohl sich die japanische Sprache einer Vielzahl von Schriftzeichen bedient, ist die Wiedergabe der gesprochenen japanischen Sprache durch lateinische Schrift auf einfache Art möglich. Jede Grundsilbe ist nach einer dieser Strukturen aufgebaut:
In der gesprochenen Sprache zählt jede Silbe im Zeitmaß einen Takt; auch das auslautende n erhält einen Takt. Vokalverdoppelung (Spannung) und Trübung von Konsonanten, sowie Dehnung von Vokalen sind ebenfalls möglich.
Die Transkription des Japanischen durch lateinische Schrift wird als Romanisierung oder Romaji bezeichnet. Auf den Missionar Hepburn geht eine Romanisierung zurück, die auch heute noch in leicht modifizierter Form als Hebonshiki romaji hauptsächlich außerhalb Japans verwendet wird. In Japan wird die Shin-kunreishiki romaji verwendet. Romaji dient nicht nur den Lernenden als Hilfsmittel, sondern auch zum Übermitteln von Telegrammen in lateinischer Umschrift. Die gesprochene japanische Sprache kann durch die sogenannte 50-Laute-Tafel (und ergänzende Tafeln) wiedergegeben werden. Sie stellt damit das japanische "Alphabet" dar.
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Die leeren Felder der y- und w-Spalten waren früher durch eigene Zeichen vertreten. Diese Zeichen werden heute üblicherweise nicht mehr verwendet. Die Wiedergabe dieser Laute erfolgt mittels Ersatzdarstellungen.
Neben diesen Grundlauten gibt es noch getrübte bzw gespannte Laute. Sie können durch eine ergänzende Tafel wiedergegeben werden:
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Die japanische Sprache übernimmt ziemlich problemlos Wörter und Eigennamen aus Fremdsprachen, versucht sie aber, wenn möglich, durch die vorgenannten Laute und ihre Kombinationen wiederzugeben. Wenn es nicht anders geht, werden schriftliche Hilfskonstruktionen (nur in der Katakana) verwendet, um einige fremde Silben zu schreiben. Die dadurch entstehenden lautlichen Ungenauigkeiten werden in Kauf genommen. Gleichwohl lassen sich nicht alle fremdsprachigen Silben wiedergeben, da insbesondere Häufungen von Konsonanten auf diese Art nicht darstellbar sind. Ich male mir gerade aus, wie im Japanischen die böhmischen "Povidldatschkerln" aussehen... Beispiele:
Katakana | Romaji | Entsprechung |
---|---|---|
beetooben | Beethoven | |
erebeetaa | Elevator (engl.Aufzug) | |
garasu | Glas | |
geete | Goethe | |
rentogen | Röntgen |
Bei der Umsetzung wird nach der Regel vorgegangen, daß entweder die Originalsprache als Ausgangspunkt dient, oder die Sprache, in der der Begriff als Erstes gehört wurde, also:
Katakana | Romaji | Entsprechung |
---|---|---|
pan | Brot (portugiesch) | |
myunhen | München (deutsch) | |
konpyuutaa | Computer (englisch US) |
Historisch bedingt, haben sich manche Begriffsgebiete aus bestimmten ausländischen Sprachen hergeleitet. So verwenden z.B. die Mediziner, die Bergsteiger (was könnte ein ryukkusakku sein?) und die Skifahrer deutsche Fachausdrücke! Im technischen Bereich sind häufig anglo-amerikanische Fachbegriffe vertreten, wenngleich sie manchmal für unsere Ohren bis zur Unkenntlichkeit angepaßt oder abgekürzt sind. Hätten Sie geahnt, daß es sich bei einem waapro um einen "word processor" handelt?
Im elften Jahrhundert entwickelten die Frauen am japanischen Hof die Silbenschrift Hiragana, um Texte zu schreiben. Das Erlernen und Schreiben der chinesischen Zeichen war reine Männersache. Hiragana hat runde, geschwungene Formen. Die Zeichen bestehen aus ein bis vier Strichen.
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Zwei Besonderheiten beim Gebrauch der Silbenschrift Hiragana sollen hier hervorgehoben sein:
Die Katakana wurde zeitgleich mit der Hiragana entwickelt - allerdings von den Männern. Gelehrte machten in dieser Schrift z.B. Randnotizen in Texten. Katakana-Zeichen sind ebenfalls einfach aufgebaut. Charakteristisch an ihnen ist die geradlinige bzw. eckige Form der Linienführung. Aus diesem Grunde werden in der technischen Umsetzung für einfache Displays Katakana bevorzugt, da sie sich auch auf niedrigauflösenden Pixelmatrizen darstellen lassen.
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Die Welt wäre so einfach, endeten hier die japanischen Möglichkeiten, die Sprechwerkzeuge zu gebrauchen. Die Welt ist aber nicht so einfach. Die japanische Sprache gibt mehr Laute her, als diese Tafeln unmittelbar wiederspiegeln. Ausgehend von den Grundlauten und -Tafeln, gibt es abgeleitete Laute, die in der gesprochenen und damit auch geschriebenen Sprache verwendet werden. Sie werden schriftlich durch Modifikationen der vorgenannten Zeichen erzeugt.
Silben aus bestimmten Spalten der 50-Laute-Tafel können durch "getrübte" (daku-on) bzw. "halbgetrübte" (han-daku-on) Laute gebildet werden:
Konsonant | wird zu | |
---|---|---|
daku-on | k s t h | g z d b |
han-daku-on | h | p |
Schreibtechnisch wird die Trübung durch einen ergänzenden Kringel bzw. durch zwei ergänzende kleine Striche rechts oberhalb des betreffenden Kana-Zeichens angezeigt. Diese ergänzenden Zusätze werden in das gleiche Kästchen geschrieben, das das Kana-Zeichen umschließt. Beispiele:
Ergänzung zum Zeichen |
Funktion | Beispiel | Romaji |
---|---|---|---|
daku-on | he wird zu be | ||
han-daku-on | he wird zu pe |
Die japanische Sprache enthält Silben, die auf -ya, -yo und-yo enden, die sogenannten yo-on. Schreibtechnisch werden sie durch eine normale Silbe wiedergegeben, der die entsprechende Endung in kleinerer Schreibweise angefügt wird. Das verkleinerte Zeichen belegt eine volle Schreibstelle. In der gesprochenen Sprache belegt diese synthetisierte Silbe jedoch nur einen Zeittakt. Die yo-on können mit diesen Konsonanten kombiniert werden:
Ergänzung | Romaji | Beispiel | Romaji |
---|---|---|---|
oder | ya | hi mit ya wird zu hya | |
oder | yu | ki mit yu wird zu kyu | |
oder | yo | gi mit yo wird zu gyo |
Man beachte den subtilen Unterschied in Aussprache und Schreibweise der Silben:
wird hya gesprochen und belegt 1 Zeittakt | |
wird hiya gesprochen und belegt 2 Zeittakte. Hier liegt kein yo-on vor! |
Spannung von Konsonanten (entspricht in der Romaji-Transkription der Konsonantenverdoppelung) wird durch ein kleines tsu gekennzeichnet. Dabei muß das zur jeweiligen Kana-Umgebung passende tsu verwendet werden. Das Zeichen belegt eine Schreibposition. In der gesprochenen Sprache wird eine Sprechpause/Kehlverschlußlaut gemacht, die einem Zeittakt entspricht. Dies gilt auch für kurze, abbrechende Vokale am Ende eines Wortes.
Kana | Romaji | Bedeutung |
---|---|---|
<Adj.Stamm> | ...katta | "nicht"<Adj.> |
sakkaa | Fußball (engl.soccer) |
Dehnung eines Vokals wird durch eine Linie gekennzeichnet. Bei waagerechter
Schreibung wird sie waagerecht geschrieben, bei senkrechter Schreibung senkrecht.
Sie belegt den Platz eines Zeichens. Achtung! Dies ist nicht der
nakasen!
Die Wiedergabe der Dehnung erfolgt bei a, i, e, u durch das Nachstellen
desselben Zeichens, bei o durch das Nachstellen von u. Es gibt
einige, wenige Fälle, in denen o nachgestellt wird.
Katakana | Romaji | Bedeutung |
---|---|---|
biru | Gebäude (engl. building) | |
biiru | Bier |
Kanji, also "chinesische Buchstaben", sind die älteste Schreibart des Japanischen. Kanji sind in aller Regel komplex strukturiert und bestehen gelegentlich aus einer Vielzahl von Strichen. Die chinesiche Schrift wurde von koreanischen Mönchen nach Japan gebracht und dort für die Wiedergabe der japanischen Sprache benutzt. Da die Sprachen Chinesisch und Japanisch sowohl strukturell als auch phonetisch grundverschieden sind, sind Kanji denkbar ungeeignet, die gesprochene japanische Sprache schriftlich festzuhalten. Da die chinesischen Zeichen Bedeutung tragen, wurden sie für Begriffe gleicher Bedeutung im Japanischen eingesetzt, wobei sich das Problem ergab, zusammengesetzte Begriffe - oft Abstrakta - aus dem Chinesischen ins Japanische zu übernehmen. Viele chinesische Zeichen repräsentieren nicht nur eine Bedeutung, sondern enthalten neben dem sinnandeutenden Teil auch einen lautandeutenden Teil. Hier wurde der Weg der phonetischen Transkription gewählt, weshalb heute zu jedem Schriftzeichen in der Regel mindestens zwei Lesungen gehören: die japanische und die sinojapanische Lesung. Beispiel:
Zeichen | Lesung | Romaji | Art der Lesung |
---|---|---|---|
|
umi |
japanisch, kun-Lesung | |
KAI |
sinojapanisch, on-Lesung |
Als Faustregel kann gelten, daß einzelne Kanji japanisch (kun) gelesen werden, während Kombinationen aus zwei oder mehr Kanji sinojapanisch gelesen werden. Es gibt Ausnahmen von dieser Regel:
Kanji | Lesung | Romaji | Bedeutung |
---|---|---|---|
HONda | (Familienname) | ||
deguchi | Ausgang |
Darüberhinaus existieren noch einige wenige Zeichenverbindungen, die mehr als eine Lesung haben. Für die Wiedergabe der Lesungen verwendet diese Site die üblichen Regeln, die auch bei der Verwendung von Textsystemen Standard sind:
In Romaji-Fließtexten werden üblicherweise aus Gründen der besseren Lesbarkeit Satzanfang und Eigennamen groß geschrieben, der Rest in Kleinschreibung.
Details zu den Regeln der Lesung finden sich in Saito/Silberstein: Grundkurs der modernen japanischen Sprache, sowie in Hadamitzky: Handbuch und Lexikon der japanischen Schrift.
Wieviele Kanji gibt es? Die Zahlenangaben in der Fachliteratur divergieren.
Hadamitzky nennt den Zahlenwert von 10000 aktiv benutzten, die in den
umfangreichsten Zeichenlexika aufgeführt werden. Für die praktische
Verwendbarkeit im Alltagsleben reichen ca. 2000. Die Anzahl der Kanji, die
man können muß, um einen japanischen Text zu lesen, ist
beträchtlich. Das Erlernen der Schrift stellt nicht nur für
Ausländer, sondern auch für die Japaner ein Mengenproblem dar. Es
wird geschätzt, daß ein gebildeter Japaner ca. 3500 Zeichen
beherrscht.
Kanji-Codierungen bzw. Auflistungen/Definitionen von nutzbaren Teilmengen
gehen von folgenden Anzahlen aus.
Auflistung | Anzahl | Gebrauch, Codierung |
---|---|---|
Mojikyo Projekt | ca. 80000 | Das Mojikyo-Projekt ist die derzeit reichhaltigste Kanji-Sammlung, die im Internet verfügbar ist |
Zeichenlexika | 50000 | Die umfangreichsten chinesischen Zeichenlexika verzeichnen ca. 50000 Zeichen, von denen viele nicht mehr im praktischen Gebrauch sind. |
UniCode | 23000 | Der Teil der UniCode-Spezifikation, der den CJK-Bereich (Chinese, Japanese, Korean) festlegt, nimmt Rücksicht auf Länderspezifika. UniCode gibt hier mit Sicherheit eine sehr großzügig bemessenen Definition |
Nelson | 5600 | Nelson's Standardwerk Japanese-English Character Dictionary führt 5600 Basiszeichen und ca. 150000 zusammengesetzte Begriffe auf. |
S-JIS | ca.8800 | Der in Japan geschaffene und in der Technik gebräuchliche S-JIS-Standard ist für die meisten praktischen Zwecke ausreichend. |
Toyo Kanji | 1972 | Die knapp 2000 Basiszeichen, die auf Beschluß des japanischen
Kultusministeriums in der Schule gelehrt werden, sind ein Kompromiß
zwischen Erlernbarkeit und Begrenzung des praktischen Nutzens. Öffentliche
Bekanntmachungen, Zeitungen und andere Medien sollen sich bevorzugt auf diese
Kanji beschränken, um allgemein der Bevölkerung verständlich
zu sein. Hadamitzkys Lehrbuch Lexikon der japanischen Schrift führt die Toyo Kanji auf und ca. 10000 Zusammensetzungen. |
Die Kanji lassen sich, anders als die lateinischen Schriftzeichen, in keine Alphabetstruktur pressen. Jeder Ansatz, ein logisch aufgebautes, leicht erlernbares "Alphabet" zu erfinden, scheiterte an der strukturellen Nichtlinearität der Zeichenformen. Eine Hilfe wurde allerdings erdacht: das Konzept der Radikale. Unter einem Radikal versteht man einen Teil des Schriftzeichens, der als Zuordnungskrriterium des Zeichens in eine von 214 Gruppen dient. Im Extremfall ist das Zeichen selbst ein Radikal. Da Radikale an verschiedenen Stellen des Zeichens auftreten können, ist es nicht immer einfach, eine eindeutige Zuordnung zu dem richtigen Radikal zu finden. Die möglichen Positionen für Radikale sind:
Ort | Name | Beispiel Radikal |
Beispiel Kanji |
Beschreibung |
---|---|---|---|---|
hen |
|
Linker Teil des Zeichens | ||
tsukuri |
|
Rechter Teil des Zeichens | ||
kanmuri |
|
Oberer Teil des Zeichens | ||
ashi |
|
Unterer Teil des Zeichens | ||
kamae |
|
Umfassung des Zeichens | ||
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Umfassung des Zeichens | |||
|
Umfassung des Zeichens | |||
|
Umfassung des Zeichens | |||
|
Umfassung des Zeichens | |||
tare |
|
Linker oberer Teil des Zeichens | ||
nyou |
|
Linker unterer Teil des Zeichens |
Um Texte zu schreiben, werden Satz- und Sonderzeichen benötigt. Sie entsprechen weitgehend den bei uns gebräuchlichen. Hier eine kleine Zusammenstellung:
Zeichen | Bezeichnung | Verwendung als... |
---|---|---|
maru | Entspricht dem Punkt. Schließt einen vollständigen Satz ab. Auch Frage- und Ausrufesätze enden üblicherweise mit dem maru. | |
ten |
Der ten wird im Satz gesetzt, wo es im obigen Sinne notwendig ist; eine strikte Regel, ähnlich den Kommaregeln im Deutschen, gibt es nicht. |
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nakaten |
|
|
nakasen |
|
|
tensen |
|
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kagikakko oder: kagi |
|
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futaekagi | Anführungszeichen, die innerhalb eines kagi-Paares verwendet werden. | |
kakko | Entspricht unseren Klammern; umschließt erklärende Zusätze | |
gimonfu | Fragezeichen. Dient zur Hervorhebung einer Frage. Da Fragesätze mit der Partikel ka enden, ist die Verwendung des Fragezeichens nicht üblich. | |
kantanfu | Ausrufezeichen | |
piriodo | Punkt. Trennt Teile von Datumsangaben | |
konma | Wird bei waagerechter Schreibweise statt des ten verwendet. | |
kurikaeshi fugou | Wiederholungszeichen für eine Silbe. Kann auch für gebrochenen Konsonant verwendet werden. | |
Wiederholungszeichen für ein Kanji | ||
Dehnung zur Vokalverdopplung. Nicht mit dem nakasen verwechseln! |
Das Erlernen der Schreibung der Zeichen erfordert beträchtlichen Aufwand.
Nicht nur die Form des Zeichens muß wiedergegeben werden, sondern es
muß auch ausgewogen aussehen und im Verbund mit anderen Zeichen die
richtige Größe haben. Traditionell wird die Schrift mit Tusche
und Pinsel geschrieben, was man auch heute noch in der typographischen Wiedergabe
gedruckter Schriften erkennen kann. Das Schreiben des Einzelzeichens erfolgt
nach festen Regeln. Die Reihenfolge und Richtung der Striche, aus denen ein
Zeichen zusammengesetzt ist, sind genau festgelegt. Die Regeln sind so gestaltet,
daß das fertige Zeichen nicht nur in das (gedachte) umschließende
Quadrat passt, sondern auch, daß es gut aussieht. Die Kenntnis des
Schreibens ist notwendig, wenn man ein unbekanntes Zeichen in einem der
Zeichenlexika oder in einem Begriffslexikon suchen will.
Ich erspare mir hier vorerst die Wiedergabe der wichtigsten Schreibregeln;
sie würden eine Seite vergleichbaren Umfanges füllen.
In der Schreibung existieren verschiedene Schreibstile:
kaisho | entspricht der Schul- oder Normschrift |
---|---|
gyoshou | schnelle Schreibschrift |
sousho | "Grasschrift" oder Kursive, extrem schnelle Schreibschrift |
Die Schreibung kann auf zwei Arten erfolgen:
traditionell | Es wird spaltenweise senkrecht von oben nach unten geschrieben; die Spalten laufen von rechts nach links. | |
modern | Es wird, wie bei uns, zeilenweise von links nach rechts geschrieben; die Zeilen laufen von oben nach unten. |
In Zeitungen können die beiden Schreibarten gemeinsam auf einer Seite
verwendet sein. Normalerweise sind redaktionelle Texte senkrecht geschrieben,
aber die Regel ist nicht strikt. Das Layout ist auch von Überlegungen
der Platzökonomie bestimmt.
Die Schrift unterscheidet nicht zwischen Groß- und Kleinbuchstaben.
Alle Zeichen, auch die Satzzeichen, beanspruchen denselben Platz innerhalb
eines gedachten Quadrates. Sätze und Abschnitte werden fortlaufend
geschrieben. Es gibt keine Wortzwischenräume und keine Trennzeichen
am Zeilenende. Wenn das Ende einer Zeile erreicht ist, wird mitten im Wort
unterbrochen und in der nächsten Zeile weitergeschrieben. Zum Erleichtern
des Schreibens ist in Japan Schreibpapier mit vorgedrucktem Quadratraster
erhältlich. Diese sogenannten genko joshi geben normalerweise
2 Blöcke mit je 20 ´ 20 Karos
vor.
Die drei Schriftarten werden miteinander verwendet, wobei jede von ihnen für bestimmte Funktionen benutzt wird. Beispiel:
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||||||||||
Nihon-sei no kamera desu. | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Das ist eine japanische Kamera. |
Kanji | Kanji werden für Wortstämme verwendet. Sie tragen in der Regel die semantischen Bedeutungseinheiten des geschriebenen Textes | |
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Hiragana | Hiragana werden für Partikel, z.B. no geschrieben | |
Katakana | In Katakana werden ausländische Eigennamen, Fremdwörter und wissenschaftliche Fachausdrücke wiedergegeben. Katakana benutzt man aber auch für Überschriften in Zeitungen oder als Blickfang auf Plakaten; sie wirken hier ähnlich wie fette Schriften in unserem Kulturkreis. |
Vor der massenhaften Verbreitung von Computern wurden schriftliche Mitteilungen und Verträge in Japan in aller Regel per Hand erstellt. Obwohl Schreibmaschinen existierten, wurden sie nicht allgemein verwendet, denn sie waren zu teuer und zu umständlich.in der Handhabung.
Eine japanische Schreibmaschine um 1930
mit einem von 4 Typenkästen, der etwa 2000 Stempel enthält
Beim Aufkommen relativ preiswerter Computer wurde der geschriebenen japanischen
Sprache im Bereich der Datenverarbeitung ein rasches Ende prophezeit. Doch
es kam anders. Die nicht zuletzt in Japan getriebene Entwicklung moderner
Speicherbausteine erlaubt die Verwendung der traditionellen Schriftzeichen
und gestattete durch die Unterstützung von Rechnerleistung die
Programmierung leistungsfähiger japanischer Textsysteme. Die wenigen
Schreibmaschinen wurden durch die billige und leicht benutzbare PC-Technologie
obsolet.
Die Textbeispiele auf dieser Website wurden mit dem japanischen Word-Processor
JWP erstellt, der von Stephen Chang entwickelt wurde. Die Software ist frei
verfügbar und kann in aktuellen Fassung aus dem Internet von Jim Breens
Site unter
http://www.csse.monash.edu.au/~jwb/japanese.html
geladen werden.
Alle computerbasierten Textsysteme erlauben die phonetische Eingabe, basierend auf Romaji, mittels der gewöhnlichen lateinischen Tastatur. Der Computer sammelt dabei eine kleine Anzahl von Eingabezeichen auf und generiert daraus Text in den drei Schriftarten. Die beiden Silbenschriften sind problemlos umsetzbar, während die Eingabe der Kanji vom Benutzer Kenntnis der Zeichen verlangt, da häufig zu einer phonetischen Eingabe mehrere Kanji passen. Bei Zeichenzusammensetzungen wird die Auswahl entsprechend eingegrenzt, so daß oft Eindeutigkeit zu erzielen ist. Die Regeln zur Eingabe sind leicht erlernbar. Beispiel zur Eingabe: Hikouki (=Flugzeug)
Eingabeart | Eingabe | Ausgabetext | Schriftart |
---|---|---|---|
nur Kleinbuchstaben | hikouki | Hiragana | |
nur Großbuchstaben | HIKOUKI | Katakana | |
erster Buchstabe groß, dann Kleinbuchstaben |
Hikouki | Kanji |
Bedingt durch die Komplexität der Schrift und der Struktur der japanischen Sprache gestaltet sich die Verwendung von Nachschlagewerken im Japanischen schwieriger als in den lateinisch basierten Schriften bzw. Sprachen, die über ein lineares Alphabet verfügen. Für gewöhnlich benutzen Nachschlagewerke den Ansatz, drei Suchindizes verfügbar zu machen:
Es gibt noch eine vierte Art des Ordnungsschemas, die sog. Iroha-Anordnung. Sie entstand während der Heian-Zeit, ist aber heute rein historisch und wird nur noch für die Numerierung von Sitzreihen in Theatern u.ä. verwendet. Die Iroha-Anordnung der Silben ergibt ein buddhistisches Gedicht.
Stand: 18.02.2004 / |
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