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Der Rekrut hat's erfaßt. Die Kunst liegt darin, das Thema auf den Boden oder in freundlicheren Kreisen auf den Tisch zu bringen und nicht gemäß den Vorschriften zu betrachten. Da wir nun mal schon beim Militär (Denkverbot) sind, hier eine Schnurrpfeiferei, die mein Vater aus dem Krieg mitbrachte und die ins Thema paßt (Denkbarriere!). Eigentlich muß man diese Sache mit Papier und Bleistift oder an der Tafel erzählen - aber ich versuche mal, sie adäquat als Text wiederzugeben:
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24 Pferde in 6 Waggons
Ein Schütze erhält den Auftrag, 24 Pferde in 6 Eisenbahnwaggons
zu verladen.
Aufgegangen, stimmt! 3 x 6 = 18, die zweite, fehlende Ziffer
ist 3 und folglich müssen 13 Pferde in jeden Waggon.
Ein Feldwebel, der vorübergeht, stellt den Schützen im
militärischen Umgangston zur Rede - auf gut Deutsch: er schei**t ihn
zusammen. Die Antwort: "Verzeihung, Herr Feldwebel, ich habe gerechnet! Ich
habe dividiert!". Abgesehen vom Wort "dividieren" hat unser Schütze
fast nichts aus der Schule mitgenommen - der Feldwebel ein klein wenig mehr.
Der Feldwebel beginnt mühsam zu rechnen:
"Aufgegangen, stimmt!" Das Gedränge im ersten Eisenbahnwaggon nimmt zu.
Beider Hauptmann ist zufällig zugegen, beobachtet das Treiben
und stellt den Feldwebel im militärischen Umgangston zur Rede.- auf
gut Deutsch: er schei**t ihn zusammen. Die Antwort: "Verzeihung, Herr Hauptmann,
Der Schütze hat gerechnet"
"Aufgegangen, stimmt!" |
Ich habe das G'schichtl mal bei einem Offiziers-/Unteroffiziersabend nach einer Wehrübung erzählt. Alle Teilnehmer folgten willig der Argumentation. Etwa zwei Drittel durchschauten nicht den Fehler. Was lernen wir daraus?
Es geht hier, wie die Überschrift vermuten läßt, um geometrische Zerlegungen. Man nehme ein Quadrat der Kantenlänge 8 und zerschneide es gemäß dem nachstehenden Schema
Dann werden die 4 Einzelteile zu einem 5 x 13 - Rechteck zusammengesetzt:
Quadrat und Recheck sind offenbar flächengleich, da sie aus denselben Teilen zusammengesetzt werden können. Wir haben "bewiesen", daß 8 x 8 = 5 x 13. Es gilt folglich 64 = 65. Wie bitte?
Das Spiel läßt sich fortsetzen. Wie wär's mit einem 13x13-Quadrat?
Geschickt zerlegt, läßt es sich zu einem 8 x 21-Rechteck kombinieren.
Somit ist schlüssig "bewiesen", daß 13 x 13 = 8 x 21, also 169 = 168. Das ist wie verhext! Jetzt ist das erzeugte Rechteck um eine Flächeneinheit kleiner als beim vorigen Beispiel.
Tatsächlich wurde hier elegant geschummelt. Die dicken Linien täuschen eine Genauigkeit vor, die nicht da ist.
Das Spiel läßt sich fortsetzen. Machen wir eine Tabelle auf, die die Ergebnisse zusammenfaßt. Dabei wurde die längere Kante des Rechtecks (=x) immer als Seitenlänge des nächsten Quadrates verwendet - und die Seitenlänge des Quadrates immer als kurze Kante (=y) des neuen Rechtecks.:
Kantenlänge Quadrat a |
Rechteck | Fläche Quadrat |
Fläche Rechteck |
Flächen- differenz |
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---|---|---|---|---|---|
x |
y |
||||
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Natürlich ist die vorige Formulierung bewußt verwirrend gehalten...
Spätstens jetzt sollte ein wenig die Erfahrung ins Spiel kommen und sagen: "Haltauf! die Zahlenwerte sind verdächtig! 3,5,8,13,21 - alles Fibonacci-Zahlen!" Überraschender ist, daß die Ergebniswerte anscheinend immer +/-1 Defizit zu einer Quadratzahl haben; immer abwechselnd. Das gibt (hoffentlich) zu denken, zumal die Kantenlänge des Quadrates ebenfalls eine Fibonaccizahl ist.
Definition: | Die Fibonacci-Zahlen werden mit F0, F1,
F2... bezeichnet. F0 = 0 F1 = 1 Fn+1 = Fn + Fn-1 |
Behauptung: |
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Ein verregneter Urlaubsnachmittag gab mir Gelegenheit, einen netten Induktionsbeweis für diese Behauptung zu finden.
Als Induktionsanfang mag die vorhin gezeigte Tabelle dienen - etwas verändert
n | Fn | Fn+1 | Fn-1 | (Fn)2 | Fn+1 x Fn-1 | Fn+1 x Fn-1- (Fn)2 |
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0 |
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-- |
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1 |
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1 |
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2 |
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1 |
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3 |
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4 |
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4 |
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9 |
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5 |
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6 |
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7 |
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8 |
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9 |
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10 |
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11 |
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Für den Index 0 gilt die Behauptung offenbar nicht, da es keine Fibonaccizahl F-1 gibt. Aber ab F1 stimmt die Sache (in der Tat würden als Induktionsanfang die Indizes 1 und 2 ausreichen). Der Beweis erfolgt in zwei Schritten. Die Lösung finden Sie hier. Erstmal sollten Sie aber schon selber denken!
Als Konsequenz aus dieser Betrachtung gibt es noch eine hübsches Frage aus der Grenzwertberechnung (goldener Schnitt!)
bekanntlich glit lim n->8 (Fn / Fn--1) = (1+sqrt5)//2
wohin konvergiert lim n-> 8 ((Fn)2 - (Fn--1 * Fn+1))
Mit dem Wissen um den goldenen Schnitt läßt sich ein Qudrat so zerlegen, daß es in ein exakt flächengleiches Rechteck umgestellt werden kann:
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Stand: 18.11.2002 / |
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