Natürliche Sprachen dienen der Kommunikation zwischen Individuen derselben Art. Die Tierwelt kennt vielfältige Sprachbeispiele, die offenkundig artspezifisch sind und sich unterschiedlicher Kommunikationstechniken bedienen, wie:
Der Mensch nimmt in der ganzen Menagerie eine Sonderstellung ein, da er sich der gesprochenen Sprache bedient, die anderen Arten nicht geläufig ist. Gesprochene Sprache erlaubt das Übermitteln von Informationen auch über räumliche und zeitliche Distanzen hinweg. Doch erst die geschriebene Sprache ist in der Lage, beliebige Distanzen zu überbrücken, wenngleich das Verständnis der Inhalte mit wachsenden Abstand kulturspezifisch schwinden kann. Die kulturhistorisch bedeutsame Erfindung, gesprochene Sprache in symbolische, also meist bildliche und damit geschriebene Sprache umzusetzen, wurde weltweit auf unterschiedliche Arten durchgeführt.
Gesprochene Sprachen können unabhängig von ihrer geschriebenen Repräsentation untereinander stark differieren. Die Lingustik unterscheidet Sprachfamilien, wie z.B. die indogermanischen Sprachen, die ural-altaischen Sprachen usw. Erstaunlicherweise entwickelten sich strukturell ähnliche Sprachen in unterschiedlichen Teilen der Welt, obwohl nach dem heutigen Erkenntnisstand die beteiligten Kulturen kaum Kontakt oder gemeinsame Vorläufer hatten. Ein Paradebeispiel sind dafür die Sprachen Japanisch, Türkisch und Finnisch, die strukturell sehr ähnlich sind: sie gehören zu der ural-altaischen Sprachgruppe, und damit zu den sogenannten linksverzweigten Sprachen. Hingegen ist in Mitteleuropa die Gruppe der indogermanischen Sprachen weitverbreitet. Ihr gehören z.B. Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch oder Italienisch an. Sie haben nicht nur gemeinsame Wurzeln bzgl. des Vokabulars, sondern sind auch strukturell rechtsverzweigte Sprachen.
Sowohl links- als auch rechtsverzweigte Sprachen sind weltweit etabliert. Das Erlernen von Fremdsprachen aber hängt, was den Schwierigkeitsgrad betrifft, entscheidend von der Struktur der zu erlernenden Sprache ab. Nicht zuletzt deswegen gilt Japanisch für Deutsche als schwierig - und umgekehrt. Die Verzweigungsstruktur der Sprache ist kulturkreisprägend (und -geprägt) weshalb es nicht Wunder nimmt, daß das Erlernen der gesprochenen japanischen Sprache dem Lernenden leichter fällt, wenn er als Muttersprache Finnisch oder Türkisch spricht - trotz des gänzlich unterschiedlichen Vokabulars.
Die Struktur der Sprache bestimmt nicht zwangsweise die Struktur der Schrift, in der Inhalte fixiert werden. Frühe Schriftentwicklungen begannen in aller Regel mit der stilisierten Darstellung konkreter Objekte. Diese Schreibart wird als logographisch bezeichnet. Sie gibt keinen Aufschluß über die Lautwerte, die der zugehörigen Sprache zugrundeliegen. Eine spätere Stufe der Schriftentwicklung, die nicht von allen Kulturen vollzogen wurde, ist die phonographische Schreibweise. Sie gibt die Abfolge von Lauten wieder. Heute finden sich beide Systeme. So ist z.B. die Chinesische Schrift logographisch, die Lateinische hingegen phonographisch.
Im Laufe der Zeit begegnen Einem die unterschiedlichsten Sprachen und Schriften:
Die Liste ist nicht vollständig, aber ich glaube repräsentativ, was die Besonderheiten und Unterschiede betrifft.
Stand: 21.11.2002 / |
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