HMI - Human Machine Interface

Was ist HMI?

HMI ist eine Abkürzung, etwa so wie BSE oder MKS. Um die Verwirrung ein wenig zu vervollständigen, hier ein paar weitere Abkürzungen und Begriffe:

Abk. ...und was sie (auch) bedeutet
HMI Human Machine Interface
UI User Interface
MMI Man Machine Interface
MMI Mensch-Maschine Interface
MMI MultiMedia Interface
MMS Mensch-Maschine Schnittstelle
  Benutzerschnittstelle
  Benutzer-Interface
  Anwenderschnittstelle
  Anwender-Interface

Was steckt dahinter? Dahinter steckt die einfache Feststellung, daß alles, was jemand benutzen will oder soll, eine Benutzerschnittstelle benötigt. Sie ergibt sich sozusagen zwangsweise. Denn wenn es sich nicht gerade um Gebete an Götter1 handelt, wird die Benutzerschnittstelle irgendwelche materiellen Ausprägungen haben. Angefangen von mechanischen Vorrichtungen über Form, Farbe, Geräusch, Geruch sind meistens alle Aspekte vertreten, mache davon schwach, andere stark ausgeprägt, manche davon erwünscht, manche unerwünscht. Die Tatsache, daß Benutzerschnittstellen zwangsweise vorhanden sind, bedeutet nicht, daß sie Abfallprodukte des Konstruktionsprozesses der Einrichtung sind, die eine spezielle Funktion erfüllen soll. Mit ein wenig Nachdenken kann die Benutzerschnittstelle bewußt so gestaltet werden, daß sie benutzbar ist - und nicht zufällig benutzbar.

 Statt eines Vorwortes

Der Autor arbeitet seit zwanzig Jahren auf dem Gebiet der Benutzerschnittstellen. Mit zeitlichen Lücken zwar, aber doch dauerhaft, speziell im Automobilbereich. HMI ist eines der Themen, an denen das Herz des Autors hängt - nicht zuletzt deshalb, weil er vielen Benutzeroberflächen ausgeliefert ist, und sich gelegentlich Verbesserungen wünscht.
Was bewegt einen Computerfachmann dazu, eine kleine Kunde der Benutzeroberflächen zu schreiben? Sind nicht schon Schriften und Bilder in Fülle vorhanden? Die Vielfalt läßt wenig Wünsche offen, der Griff in die reichhaltige Wühlkiste des Materials verspricht automatisch auch die ansprechende Gestaltung von Benutzeroberflächen. Bilder ersetzen Sprache, verschnörkelte Buchstaben beeindrucken, der Anwender wird in komplexe Abläufe verstrickt, die automatisch die Qualität des Produktes unterstreichen - welch’ Schlaraffenland!

Wirklich?

Die Fülle an Schriften und Bildern verführt zu stilistischer Perversion, zur Inflation der typographischen Elemente, zum überladenen Kitsch, zum Blenden mit Flitter und zur Verzierung simpelster Fakten mit billigem, fadenscheinigen Stanniol.

Nieder mit den Auswüchsen! Nieder mit der Dummheit, der bornierten Anwendung aller möglichen Versatzstücke, nieder mit dem Tand! Und deswegen habe ich diesen Text geschrieben: Als Leitfaden durch die Fallstricke der vordergründig aufgeputzen Schriften, durch die morastigen Sümpfe der zugeklebten Bildsymbole, durch die Bleiwüsten der fühl- und seelenlosen Elaborate der Computerei, die weder schön, noch zweckmäßig sind. Und wider die schwachsinnigen Dialoge und Menüstrukturen, die Funktionalität vortäuschen, wo nur geistige Leere in den Köpfen der Programmierer herrscht.

 Einleitung

Der vorliegende Text gibt einen Abriß der Gestaltung von Benutzeroberflächen - die graphische Ausprägung von Symbolen auf einem Bildschirm oder Display, die Art der Eingabe und die Logik der Abläufe. All dieses muß zusammenstimmen, um eine überzeugende Benutzeroberfläche darzubieten. Der leichten Eingängigkeit, dem Spaß des Anwenders verdanken Benutzeroberflächen und die Produkte, die sie repräsentieren, ihren Erfolg.

Schriftentwicklung, der Schriftgestaltung und der Anwendung von Schriften im datenverarbeitungstechnischen Bereich. Das Hintergrundwissen sollte bekannt sein, wenn man Bildschirmlayouts plant.

Ist die Entwicklung - und Anwendung von Schriften - bis vor Kurzem unabhängig von der Datentechnik erfolgt, so drängen heute computergestützte Verfahren in den Vordergrund. War die traditionelle Schriftgestaltung von den Aspekten der Ästhetik und Dauerhaftigkeit geprägt, so wurden nun die pragmatischen Gesichtspunkte der einfachen technischen Umsetzbarkeit und der billigen Reproduktion vordergründig relevant.

Die Technik verführt dazu, das Machbare auszuführen - auch auf Kosten des natürlichen Formgefühls, das jedem auch nur halbwegs empfindsamen Menschen zu eigen ist. Erfreulicherweise erlaubt die heutige Verfügbarkeit großer Speicherkapazitäten und hoher Rechenleistung die Rückkehr zu befriedigenden Schriftformen bzw. ihrer Renaissance, wengleich das darstellungstechnische Medium sich gewandelt hat.

Große Bedeutung hat auch die Präsentation von Schriften auf dem Bildschirm, auf Displays oder Druckern. Diese Ausgabegeräte treten in unmittelbaren Kontakt mit dem Anwender und die Akzeptanz dieser Benutzeroberflächen steht und fällt mit einer für das Auge gefälligen Schriftgestaltung.

Beenden wir diese Einleitung mit einer kleinen Bissigkeit. „Kunst ist alles, was man als Kunst verkaufen kann - Design ist alles, was man nicht mehr als Kunst verkaufen kann." Ich wünsche mir, daß die Verwirklichung von Benutzeroberflächen wenigstens soweit gedeiht, daß sie als Design gelten darf.


Bemerkung:
1Gebete an die Götter können selbstverständlich eine Benutzerschnittstelle haben, die den Datendurchsatz, aber auch die ausreichend leichte Handhabbarkeit bestimmen. Ich denke da z.B. an tibetische Gebetsmühlen.


Stand: 20.11.2002 /
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